Exkursion nach Frankreich

Bericht über Exkursion an deutsch-französische Erinnerungsorte

Im Rahmen des Seminars „Der Erste Weltkrieg als deutsch-französischer Erinnerungsort“ waren wir, 22 Studierende der Romanistik und der Geschichtswissenschaft, im Sommersemester 2023 auf Exkursion in Ostfrankreich. Der Fokus des Seminars unter der Leitung von Prof. Dr. Jörg Requate und Julia Spohr lag auf der Frage des Erinnerns an den Ersten Weltkrieg als deutsch-französischen Erinnerungsort, basierend auf Pierre Noras Konzept der Erinnerungsorte. 

Nach einigen vorbereitenden Sitzungen und der Betrachtung der verschiedenen nationalen und transnationalen Erinnerungsperspektiven auf den Ersten Weltkrieg fuhr die Seminargruppe Mitte Juni nach Ostfrankreich. Von Verdun über Reims bis nach Metz besuchten wir dort verschiedene Orte und Gedenkstätten des Ersten Weltkriegs. Hierbei konnten wir verschiedene didaktische Ansätze in der Museumsgestaltung und in der Art und Weise, wie an den Ersten Weltkrieg erinnert wird, sehen.

Die ersten drei Tage verbrachten wir in Verdun, dem Sinnbild des Schreckens des Ersten Weltkrieges. Wir besuchten dort einige umliegende ehemalige Schlachtfelder, die Bunkeranlagen von Douaumont und Vaux sowie das kürzlich aufwendig umgestaltete Mémorial. In diesem Museum werden den Besucher:innen mithilfe modernster Technik die Entwicklungen des Ersten Weltkriegs und der Schlacht von Verdun vermittelt. Zwar war die Technik auf dem neusten Stand, jedoch stellten wir fest, dass aufgrund der Breite der Ausstellung auch Abstriche in der inhaltlichen Tiefe gemacht wurden. Eindrücklich war der Blick vom Beinhaus auf den davor liegenden Soldatenfriedhof. Dort ist nicht nur für jeden gefallenen Soldaten, der auf der Seite Frankreichs kämpfte, ein Kreuz bzw. ein Grabstein aufgestellt. Auch im Keller des Beinhauses liegen noch Knochenreste gefallener und unidentifizierter Soldaten. 

Ein gänzlich anderes Bild zeigte sich während einer Augmented Reality-Tour, bei der wir in die Haut eines Soldaten im Ersten Weltkrieg schlüpften und exemplarisch die Geschehnisse in der Zitadelle von Verdun erlebten. Hier wurde deutlich, dass Erinnerung auf vielfältige Weise geschehen und ganz unterschiedliche Formen annehmen kann. Auf dem Weg nach Reims legten wir einen Zwischenstopp in Suippes ein. Wir waren uns schnell einig, dass wir den spezifischen Zugang des Museums – den starken Fokus auf die Zivilbevölkerung – äußerst wichtig und gelungen fanden. Weitere Highlights waren am vierten Exkursionstag der Besuch der Drachenhöhle nahe Reims und eine Stadtführung durch Metz am letzten Exkursionstag. Während dieser Stadtführung konnten wir konkret nachvollziehen, wie sich Erinnerung mit der Zeit verändern und entwickeln kann.

Autor:innen: MARLEN WERNECKE UND JORIAS BACH