Neue Perspektive im Stadtmusseum Göttingen
von Jonas Dittmann
Im Masterstudiengang Geschichte und Öffentlichkeit bietet das mehrwöchige Pflichtpraktikum Studierenden einen Einblick in die Berufspraxis. Jonas Dittman absolvierte sein Praktikum im Städtischen Museum Göttingen. Das Museum in städtischer Trägerschaft begreift sich als Bürgermuseum und historisches Kompetenzzentrum für die Vermittlung der städtischen Geschichte. Die Vermittlung historischer Inhalte an ein breites Publikum ist hierfür die Grundvoraussetzung. Inwieweit das Studium und Praktikum auf dieses Arbeitsfeld vorbereiten, soll der folgende Beitrag zeigen.
Das Museum ist aufgrund der aktuellen Situation im Rahmen der Sanierung nur teilgeöffnet und daher etwas „kleiner“ beziehungsweise kann nur einen geringen Teil seiner Ausstellungsfläche nutzen. Nichtsdestoweniger bot das Praktikum einen sehr vielseitigen Einblick in die Museumsarbeit. Durch die notwendigen baulichen Veränderungen mussten Objekte aus den Magazinen direkt im Museum in das Außendepot ausgelagert werden. Die Objekte mussten alle, bevor sie im Depot eingelagert werden konnten, in der Inventarisierungssoftware „First Rumos“ erfasst werden. Hierbei zu unterstützen, war die Hauptaufgabe während des Praktikums.
Ich durfte einen Teil des Textilmagazins in „First Rumos“ einpflegen. Beim Erfassen in der Inventarisierungssoftware werden die Objekte erst physisch und dann wissenschaftlich geprüft. Die physische Prüfung ist besonders bei Objekten, die aus Textilien, Pelz oder Leder bestehen wichtig, da es bei ihnen leicht zu Schäden durch Ungeziefer, Lichteinwirkung oder falsche Handhabung kommen kann. Sind diese Schäden zu extrem, muss das Objekt gegebenenfalls aus der Sammlung entfernt werden. In einem zweiten Schritt müssen die Angaben, die bisher zu einem Objekt auf den bestehenden alten Karteikarten, in Zugangs- oder Eingangsbuch existieren, geprüft und bei Bedarf ergänzt werden. Bei letzterem konnte ich die im Studium erlernten Fähigkeiten praktisch austesten beziehungsweise verbessern. Mir wurde als Praktikant viel Freiheit bei der Bearbeitung gelassen, so dass ich mich gut in die Materie einarbeiten konnte. Besonders spannend war es, die Nutzungsgeschichte der Objekte zu recherchieren oder Objekte einer Person und ihrer Lebensgeschichte zuzuordnen. Es war mir beispielsweise möglich, anhand eines Fotoalbums aus demselben Nachlass wie einige der Objekte aus dem Textmagazin Fotos der stiftenden Familie, auf dem sie die Objekte trugen, zu finden. Mit Hilfe des Albums und der Melderegisterkarten im Stadtarchiv konnten die Objekte auch einzelnen Personen der Familie zugeordnet werden. Des Weiteren sollten alle Objekte beschriftet sein. Sofern diese Beschriftung fehlte, musste diese noch aufgetragen werden, bevor die Objekte für die Stickstoffbehandlung verpackt wurden.
Objekte bei der Beschriftung

Andere Tätigkeiten waren das Unterstützen bei und in der Vorbereitung von Veranstaltungen, wie Vorträgen und das Begleiten von Führungen. Hierbei konnte man die Theorie aus Fächern des Masters, wie Museumspädagogik, im Vergleich mit der Praxis erleben. Dies ermöglichte einen neuen Blick auf die im Studium erlernten Inhalte.
Objekte in der Ausstellung

Das Praktikum in einem Museum bietet Studierenden des Masters Geschichte und Öffentlichkeit praktische Erfahrungen, die die im Studium vermittelten Inhalte ergänzen, und Einblicke, welche beruflichen Perspektiven sich mit dem Masterabschluss bieten. Ein Praktikum beim Städtischen Museum Göttingen ermöglicht Studierenden darüber hinaus, eigenständig die historischen Kenntnisse etwa materieller Kultur oder zur Stadtgeschichte zu vertiefen: Für die Besucherinnen und Besucher stellt das Museum ein Angebot dar, vieles über Orte zu lernen, von denen sie dachten, dass sie sie gut kennen würde. In der Ausstellung „Unter uns. Archäologie in Göttingen“ war etwa zu erfahren, dass sowohl die alte als auch neue Mensa der Universität, von denen manche Studierenden dachten, dass sie sie gut kennen, teilweise auf ehemaligen Friedhöfen stehen. Zusammenfassend lässt sich sagen, ob Studierende oder interessierte Besuchende, nach einem Besuch des Stadtmuseum geht man mit anderen Augen durch die Stadt.

Jonas Dittmann
Jonas Dittmann studiert im Master Geschichte und Öffentlichkeit. Seinen Bachelor absolvierte an der Georg-August-Universität Göttingen in Politikwissenschaft sowie Neuerer und Neuster Geschichte.