Das Kriegstagebuch des Hauptmanns Karl Bänfer
Das Einsatzgebiet: Die Argonnen
Nach Karl Bänfers Einzug zum Kriegsdienst am 2. August 1914 wurde er in den französischen Argonnen an der Westfront eingesetzt. Dort kommandierte er als Hauptmann zunächst eine Kompanie und ab 1915 das II. Bataillon des Landwehr-Infanterie-Regiments 83, das der sogenannten Heeresgruppe Deutscher Kronprinz zugeordnet war. Zwar wechselte er im Verlauf des Krieges die Quartiere zwischen einzelnen Ortschaften, zu nennenswerten Veränderungen des Einsatzgebietes kam es durch den festgefahrenen Stellungskrieg jedoch nicht. Er verblieb daher während seiner gesamten Einsatzzeit in den Argonnen, bis er knapp einen Monat vor Kriegsende fiel.
Die Argonnen sind ein dicht bewaldetes und hügeliges Gebiet im Nordosten Frankreichs, das sich über die Départements Ardennes, Marne und Meuse erstreckt. Das Gebiet zeichnet sich durch schwer zugängliches Terrain mit vielen Wäldern, Schluchten und Höhenzügen aus, was es zu einer natürlichen Verteidigungslinie machte. Während des Ersten Weltkrieges waren die Argonnen daher als strategisches Kampfgebiet an der Westfront besonders wichtig. Der dortige Kriegsverlauf war geprägt von schweren Stellungskämpfen, zermürbenden Materialschlachten und massiven Verlusten.

1914 – Der Beginn der Kämpfe
- August/September 1914: Zu Beginn des Krieges rückte die deutsche Armee im Zuge des Schlieffen-Plans durch Belgien und Nordfrankreich vor. Ab Anfang September war Hauptmann Bänfer mit seiner Kompanie in den Argonnen stationiert.
- Schlacht an der Marne (September 1914): Der Vormarsch der deutschen Truppen wurde durch die Schlacht an der Marne gestoppt, was zu einer Pattsituation führte. Beide Seiten gruben sich in Schützengräben ein, und der Bewegungskrieg verwandelte sich in einen Stellungskrieg, der das Gebiet der Argonnen für die nächsten Jahre prägte.
1915 – Zermürbungskrieg und Stellungskämpfe
- Frühjahr 1915: Deutsche und französische Truppen kämpften erbittert um die Kontrolle strategisch wichtiger Höhen und Schützengrabensysteme in den Argonnen. Die dichte Bewaldung und das unwegsame Gelände erschwerten großangelegte Offensiven und führten zu hohen Verlusten auf beiden Seiten, ohne dass entscheidende Geländegewinne erzielt werden konnten. In dieser Phase wurde Hauptmann Bänfer zum Bataillons-kommandeur befördert.
- Sommer 1915: Der Krieg entwickelte sich zu einem zermürbenden Stellungskrieg. Beide Seiten setzten auf Artillerie, Handgranaten und Minen, um die gegnerischen Stellungen zu durchbrechen. Die Bedingungen in den Schützengräben waren katastrophal, sodass sich vor allem Krankheiten bei den erschöpften Soldaten rasch verbreiten konnten.
1916 – Verdun und die Bedeutung der Argonnen
- Schlacht um Verdun (Februar-Dezember 1916): Die Argonnen liegen in der Nähe von Verdun, einem der entscheidenden Schlachtfelder des Krieges. Obwohl die Hauptkämpfe um Verdun stattfanden, waren die Argonnen ein wichtiger Nebenkriegsschauplatz, denn sie bildeten eine natürliche Barriere und eine Flanke, die den deutschen Vormarsch auf Verdun und die dahinter liegenden französischen Gebiete abdeckte. Zudem verliefen wichtige Nachschub- und Kommunikationslinien durch die Argonnen. Deren Beherrschung war entscheidend, um Truppenbewegungen und Materialtransporte zu ermöglichen.
- Stabilisierung der Front: Im weiteren Verlauf des Jahres 1916 stabilisierte sich die Frontlinie in den Argonnen und die Kämpfe wurden weniger intensiv, da sich die großen Offensiven auf andere Teile der Front verlagerten.
1917 – Fortgesetzte Stellungskämpfe
- Fortsetzung des Stellungskrieges: Das Jahr 1917 brachte keine großen Veränderungen an der Front in den Argonnen. Beide Seiten hatten sich eingegraben, und es gab weiterhin sporadische Angriffe und Gegenangriffe, aber ohne strategisch bedeutende Durchbrüche. Gegen Ende des Jahres wurden die deutschen Truppen zunehmend durch von der Ostfront in den Westen verlegte Soldaten verstärkt. Nach der russischen Oktoberrevolution endeten die dortigen Kämpfe und die Bolschewiki begannen Friedensverhandlungen mit den Mittelmächten.
1918 – Die Endphase des Krieges
- Deutsche Frühjahrsoffensive (März 1918) und Zweite Schlacht an der Marne (Juli/August 2018): Die deutsche Armee startete zwei letzte große Offensiven, um die Pattsituation zu durchbrechen und die Alliierten zu zwingen, den Krieg zu beenden. Die Zweite Schlacht an der Marne markierte das Scheitern der letzten großen deutschen Angriffsversuche, wobei die zunehmende Stärke der alliierten Truppen durch die Unterstützung der Amerikaner deutlich wurde.
- Alliierte Gegenoffensive (Sommer/Herbst 1918): Nach dem Scheitern der deutschen Offensiven gingen die Alliierten in den Gegenangriff über. Amerikanische und französische Truppen starteten im September 1918 die sogenannte Maas-Argonnen-Offensive. Bei dieser entscheidenden Offensive gelang es den Alliierten, die deutschen Stellungen an der Westfront zu durchbrechen und das Kriegsende herbeizuführen.
Am Morgen des 11. November 1918 erreichte die in den Argonnen kämpfenden Truppen die Nachricht von der Unterzeichnung des Waffenstillstands. Nach einem mehr als vier Jahre andauernden Krieg schwiegen um 11.00 Uhr die Waffen.
Durch die schwierigen Bedingungen und die intensive Kriegsführung gelten die Argonnen als eines der symbolträchtigsten und verlustreichsten Schlachtfelder des Ersten Weltkriegs. Hunderttausende Soldaten ließen hier ihr Leben. Die vielen Soldatenfriedhöfe in diesem Gebiet lassen die tatsächlichen Verluste nur erahnen, da Tausende von Soldaten bis heute als vermisst gelten.