Longing Admits World War I
A Home Child’s journey from London to the trenches
by Elisabeth Volland
In 1917, a Canadian soldier writes from the trenches of France to his beloved in Montréal. Through his letter, he recounts a life shaped by loss, migration, and hope — from London’s slums to Canadian farms, and finally, the battlefields of World War I.
Vorwort der Autorin
Teil einer interdisziplinären Migrationsforschung ist die Auseinandersetzung mit den Biografien von Migrant:innen, da so individuelle Lebensgeschichten in den Blick genommen werden und die komplexen Prozesse von Migration, Integration und Identitätsbildung nachvollziehbar gemacht werden können. Im Gegensatz zu rein statistischen Daten, ermöglichen biografische Erzählungen einen tiefen Einblick in persönliche Erfahrungen und den Umgang mit Herausforderungen.
Das Seminar „Writing Migrant Biographies“, geleitet von Frau Dr. Caruso, bot uns Studierenden die Möglichkeit einer interdisziplinären Auseinandersetzung mit den Home Children. In einem sowohl von der kanadischen als auch der britischen Regierung unterstützten Migrationsprogramm, wurden über 100.000 britische Kinder und Jugendliche nach Kanada zwischen den 1860er und den 1930ern überführt. Unter der Annahme, dass Halb- oder Vollwaisen, sowie Kinder aus ärmlichen Verhältnissen und aus den sogenannten „Working Houses“ in Kanada eine bessere Zukunft hätten, wurden die Home Children oftmals zu Familien in ländlichen Gegenden geschickt, um dort auszuhelfen. Trotz zahlreicher Berichte von Misshandlungen und schockierenden Lebens- und Arbeitsbedingungen mancher Kinder und Jugendlichen, hielten sowohl die kanadische als auch die britische Regierung lange Zeit an dem Migrationsprogramm fest.
Manche dieser Erfahrungen wurden von den Home Children bzw. ihren Nachkommen verschriftlicht und geben der heutigen Migrationsforschung einen Einblick in diese Phase der Migration. Es existiert jedoch auch die Gegenseite: Namen, welche in alten Schiffsregistern und Listen auftauchen, danach jedoch in Vergessenheit geraten sind. Verschiedene Dokumente, dazu zählen eingescannte Armee-Dokumente aus dem Ersten Weltkrieg, welche uns auf über 80 Seiten Informationen zum Aussehen, Verwandten, Wohnorten und alten Verletzungen geben, sowie Todesanzeigen, welche auf den Namen des Ehepartners oder der Ehepartnerin sowie die Arbeitsstelle verweisen, geben Aufschluss über das Schicksal der Home Children.
Eine Zusammenführung der Suchergebnisse kann uns ebenfalls einen Einblick in das Leben von Migrant:innen geben. Die im Folgenden dargestellten Briefe sind ein Ausschnitt aus der Hausarbeit „Longing Amidst World War I“, welche ich im Rahmen des Seminars verfasst habe. Ziel der Hausarbeit war es, eine fiktive Migrationsgeschichte zu schreiben, die jedoch auf Sekundärliteratur und Zeitzeugenberichten basiert.
Die untenstehenden Briefe sind aus der Perspektive des im Jahr 1956 gestorbenen Child Migrant Proctor Adkins geschrieben. Adkins kam im Rahmen des Migrationsprogrammes mit seinen zwei Schwestern nach Kanada. Neben den bereits genannten Schiffsregistern, durch welche ich die Namen der Schwestern sowie der Eltern erfahren habe, konnten mir die Armee-Dokumente einen Einblick in seine Zeit in Montréal geben. Daraus ergaben sich seine Arbeitsstelle und die Information, dass seine Mutter nach Montréal nachgekommen ist. Auch Adkins Todesanzeige konnte mir weitere Informationen geben, wie z.B. seine Todesursache, seine letzte Arbeitsstelle, den Namen seiner Frau und seines Sohnes. Durch das Zusammentragen all dieser Informationen ergab sich ein Gesamtbild von Proctor Adkins.
Die folgenden Briefe, geschrieben von Proctor an seine Verlobte Juliette während seiner Zeit an der Front im Ersten Weltkrieg, basieren auf verschiedenen Quellen. Neben den gefundenen Informationen zu Adkins, wurden auch andere Zeitzeug:innenberichte als Grundlage genutzt. Die Smith Farm in Tilbury East wurde in der Biografie von einem Jungen namens Augustus beschrieben. Sowohl das Pacific Cable Board als auch Marconi sind reale Firmen, in denen Proctor teilweise gearbeitet hat. Sekundärliteratur zu der Misshandlungen von Child Migrants in Kanada, aber auch ihre Vorbereitung auf die anstehenden Anstellungen in England haben Informationslücken gefüllt, welche sich aus der Recherche ergeben haben.
Further Reading
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Elisabeth Volland
Elisabeth Volland studiert Deutsch, Englisch und Arbeitslehre für das Lehramt an Gymnasien sowie Haupt- und Realschule. Ihr Forschungsschwerpunkt umfasst die US-amerikanische Migrationsgeschichte.

